Aus der Geschichte von Niederhofen
von Reinhard Zado
Bilder: Archiv Edition Blattwelt, Christel Scherr (copyrights R. Zado)

Quellen: Albert Hardt, Ebbinghaus

(Falls jemand noch Bildmaterial aus dem alten Niederhofen besitzt,
bitte melden: rzado@rz-online.de)

Ortsgeschichte aus früher Zeit
Ortsgeschichte nach 1900
Mühle
Schule
Die Hohl

Ansicht des Ortskerns von Niederhofen im Jahr 1924,
rechts sehen wir die alte Mühle, die Häuser links davon
waren damals noch Fachwerkhäuser
und die Straße nach Dernbach schlängelt sich eng an den Höfen vorbei.
Oben links am Horizont steht die alte Eiche die es heute noch gibt.

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ORTSGESCHICHTE AUS FRÜHER ZEIT

Einen Hof gab es in Niederhofen wohl immer schon. Aber genannt wird er erstmalig im Jahr 1117.
Er gehörte den Herren von Isenburg, die den Hof nach der Gründung des Klosters Rommersdorf
den Herren von Rommersdorf zu deren Ausstattung übergaben. Neben dem Hof
gab es noch eine Mühle. Der Hof blieb lange Zeit im Besitz der Klosterleute.
Die Mühle aber wurde unter Johann von Wied dem Erzbischof von Köln als Pfand vergeben,
als er sich von diesem Geld borgte.
1595 bestand der Ort dann mit dem Rommersdorfer Hof aus drei Höfen.
Bis 1732 war der Ort kaum gewachsen, Herrschaftliche Höfe gab es nicht mehr,
lediglich die Mühle war noch in Herrschaftlichem Besitz.

Blick von den Wiesen an der Hohl auf die Hofanlagen Hauptstraße 24 bis 20, im Jahr 1942.
Die Hofanlage links wurde 2002 abgerissen, das Haus in der Mitte 2013 sarniert,
an dem Hof rechts wurde 1951 die Fachwerkscheune entfernt
und gesamt als Bimssteinbau errichtet.

Hof, Hauptstraße 27
Ein Fachwerkhaus mit Krüppelwalmdach mit Schieferdeckung und Gauben.
Links davon die alte Scheune die einer Garage weichen musste, im Hof eine alte Linde,
die leider auch mittlerweile verschwunden ist. Neben dem Bauerngarten
vor dem Haus finden wir rechts unten den alten Backes
vom Nebengebäude, der 2004 dem Straßenbau zum Opfer viel.

 

Hauptstraße 22 um 1930, gesamt als Fachwerkgebäude mit Schieferdeckung und Gaube.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hof an der Hauptstraße

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ORTSGESCHICHTE NACH 1900

Einen Weg durch den Ort nach Raubach und Dernbach gab es immer schon,
dieser war jedoch 1902 in sehr schlechtem Zusatnd, sodass
der Weg Dierdorf-Niederhofen völlig neu gebaut wurde.
Mit Notstandsarbeiten nach dem zweiten Weltkrieg wurde noch einmal am Wegebau gearbeitet.

1901 gab es in Niederhofen eine gewählte Plichtfeuerwehr.

1920 stellte man an die Kreisverwaltung Neuwied den Antrag, die Gemeinde an die elekrische
Überlandzentrale anzuschließen.

1927 war man sich einig am Mühlenbach keine nassen Füße mehr zu bekommen.
Bisher gab es dort eine flache Furt. Die neue Brücke sollte aus Beton entstehen.

1951 bekam der Ort Kanalisation und die Straßen wurden wieder hergestellt.

Beim Kronenwirt Ewald Lehnert traf man sich 1954 vor dem ersten Fernsehapparat im Dorf

1954 wurde ein Männerchor gegründet.

1954 gedachte die Gemeinde mit der Errichtung des Ehrenmals der Gefallenen der Kriege

1956 erhielt die Gemeinde eine eigene Bücherei

 

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MÜHLE

In Niederhofen errichtete man am Wasserlauf des Mühlenbaches eine Mühle.
In dieser bevorzugten Lage war es die einzige Möglichkeit im Kirchspiel
Urbach eine Wassermühle zu bauen. Diese Situation bot bereits vor dem Jahr 1100
die Voraussetzung für die Entstehung des Dorfes Niederhofen.

Die jeweiligen Landesherren besaßen in dieser Zeit das Wasserrecht und so auch das Recht
zur Nutzung der Mühlen in ihrem Zuständigkeitsbereich. Es wurde an Interessenten verpachtet
mit der Garantie, dass die im Bezirk ansässigen Bauern ihr Gut in der „Bannmühle“
mahlen lassen mussten. Der älteste schriftliche Hinweis auf Pacht ist ein Schreiben von 1616,
in dem der Mühlenpächter Wilhelm Schin um Verlängerung des Vertrages bittet,
zumal die Familie die Mühle schon seit Generationen besitzt.

Der Pachtzins wurde in Naturalien geliefert. 1711 heißt es: sechzehn Malter Korn,
zehn Reichstaler an Geld sowie ein fettes Schwein oder als Ersatz vier Reichstaler.
Nun beginnt man mit der Forderung, außer Naturalleistung auch Geld für die Pacht zu zahlen.
Im Laufe der Jahre wechseln immer wieder die Pächter. 1845 erscheint in der allgemeinen
preußischen Gewerbeordnung die Aufhebung des Mühlenbannes. Nun kann jeder
sein Mahlgut nach Belieben überall mahlen lassen.

Für die fürstlich-wiedische Verwaltung bestand nun weiter kein Interesse, die Mühle zu verpachten
und so bot man sie zum Kauf. 1846 wird sie von Ludwig Stein gekauft und gelangt damit in Privatbesitz.
Man hatte jetzt einen größeren Kundenkreis und so blieb die Mühle noch über 100 Jahre in Betrieb.
Jedoch nach dem 2. Weltkrieg, als die Leute sich kleine Schrotmühlen anschafften,
wurde das Mahlen unrentabel.

So kommt nach über 400 Jahren das Wasserrad und der Mühlstein zum Stillstand.
Heute ist von der Mühle nichts mehr zu erkennen. Auf den Wiesen in Richtung Urbach
sieht man noch die Befestigung der Mühlenteiche.

Niederhofen in den 1960er Jahren. Die Schule links steht außerhalb des Ortes.
Unten rechts im Vordergrund steht der Mühlenkomplex.
In dem Gebäude rechts befand sich die Mühle, an der Außenwand das Mühlrad.
In der Bildmitte rechts waren die Mühlenteiche

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SCHULE

Gottesfurcht und Ehrfurcht vor den Eltern, vielleicht noch Schreiben und Lesen sollten sie lernen,
die Kinder aus den Dörfern. In den kleinen Schulen, meist eine oder zwei Klassen,
stand aber auch anderes auf dem Unterrichtsplan. Da war der Schulgarten zu bewirtschaften
oder der Unterricht wurde in den Wald verlegt. Das Lernziel war noch etwas anders als heute.
Im Sommer musste auf dem Hof geholfen werden, da gab es schulfrei. Im Winter heizte man
den Bollerofen und die Kinder bekamen ihr Rüstzeug fürs Leben. Die sog. Zwergschulen
wurden bei einer Neugliederung des Schulsystems in den 60er Jahren stillgelegt
und die Schüler kamen in größere vielklassige Schulen. Viele der alten Schulgebäude
sind in den Dörfern noch vorhanden und werden als Wohnhäuser genutzt.

 

DIE SCHULE IN NIEDERHOFEN

Die Urbacher Schule wurde nicht erweitert, indes begann man 1922 mit dem Bau einer eigenen Schule in Niederhofen, die dann 1924 eingeweiht werden konnte. Erster Lehrer war Adolf Fink,
der zuvor in Urbach gelehrt hatte. Ein Lehrer mit dem Gedankengut der Kaiserzeit,
jedoch standen auch Fächer wie der Schulgarten auf dem Plan. Fünfundzwanzig bis dreißig Schüler füllten die erste Klasse der kleinen Schule, in der auch der Lehrer wohnte.

1939, mit beginnender Kriegszeit, geriet das Schulsystem etwas durcheinander,
da viele Lehrer zum Kriegsdienst eingezogen wurden. So ging Lehrer Fink zur Vertretung
nach Urbach zurück. Eine Schule in Urbach und die in Niederhofen wurde mit Soldaten belegt.

Lehrer Fink wurde bald auch eingezogen und so drängten sich die Schulkinder in Urbach
und auch später in Harschbach, unterrichtet von wechselnden Vertretern. 1941 kehrte Lehrer Fink
zurück und unterrichtete in Harschbach. In Niederhofen lehrte noch kurzzeitig Frau Adams,
später Lehrer Haak, der hier bis 1952 mit viel Erfolg an der Schule tätig war. Die Themen Sport,
Imkerei und Natur standen auf dem Plan. Leider erkrankte Lehrer Haak und die Schule mußte durch Vertretungen weitergeführt werden. 1955 trat Leher Altes seinen Dienst an, abgelöst 1963
von der Lehrerin Eda Engelmann aus Dernbach. Bis 1966 wurden dann die kleinen Schulen in Harschbach, Linkenbach, Kirchdorf, Überdorf und Niederhofen aufgelöst und die Kinder wurden zur Verbandsschule geschickt.

 

Niederhofen in den 1930er Jahren

Lehrer Fink mit seinen Schülern vor der Schule in Niederhofen

Links: Schule in Niederhofen in den 1980er Jahren, rechts: 1924 erschien diese Postkarte
mit der Schule und wurde verkauft in: Gemischtes Warenhaus von F.W. Mertgen Niederhofen

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DIE HOHL

In Niederhofen gibt es bis heut noch zwei Örtlichkeiten die aus der Geschichte entstanden sind.
Es sind die Hohlgassen. Die eine führt von der Hauptstraße zur Grillhütte, die andere im Ort
von Hauptstraße hinauf zu den Feldern. Entstanden sind diese Wege durch das ständige Befahren
mit den Holzkarren hinauf und hinab von und zu den Felden. Die Holzräder mahlten ständig
den Untergrund fein, der dann schon bald ausgewaschen wurde. Als man dann die Holzräder
mit Eisenbereifung versah, war der Effekt noch verstärkter.
Die sog. Hohl im alten Ortskern ist so am Ende einige Meter eingekerbt. Für den Ort ist es heute
eine kleine Naturoase mit uraltem Eichenbestand und Strauchhecken links und rechts des Weges.
Ein Paradies für Vögel und viele Kleintiere.
Dieser Ort war seit Generationen für die Dorfkinder Abenteuerspielplatz.
Während des 2. Weltkrieges hatte man sich hier zum Schutz eingegraben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Weitere historische Fotos

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bau des Hochbehälters

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Blick von den Wirtschaftsgebäuden der Mühle zur Gaststätte "Zur Krone",
die 1988 abgerissen wurde. Heute steht dort das Bürgerhaus

Luftaufnahme von Niederhofen, aus den 1960er Jahren

Landwirtschaft in alter Zeit

Niederhofen, Hauptstraße

Niederhofen, Hauptstraße, Bau des Hauses

Niederhofen, Hauptstraße, Bau des Hauses

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Blick über die Felder von Westen

Im Jahr 1914 hieß es Dorfstraße 25, heute ist es Hauptstraße 43.

Personen von links nach rechts: Katharina LIchtenthäler, Maria Lichtenthäler geb. Eierkuss mit Baby Ericht Lichtenthäler, der Junge ist unbekannt, Robert Lichtenthäler, Ludwig Lichtenthäler, 1914.

 

Weitere historische Aufnahmen von Niederhofen, vielen Dank an Heiner Zieboldt

Niederhofen, Sommer 1954

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Niederhofen, Sommer 1954

Niederhofen, Sommer 1954

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Neue", historische Fotos, eingereicht von Helmut Töbel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



 

 

Blick Speicherfenster:
Das Bild aus dem Jahr 1955 zeigt den Blick aus dem Speicherfenster Dorfstr. 27 in Richtung Ortsmitte. Die heutige Schulstraße ist gut zu erkennen und ist noch nicht bebaut.

 

 

Haus Dorfstraße

Das Bild zeigt mein Elternhaus. Das Haus dürfte um 1920 fotografiert worden sein und ist das letzte Haus an der Straße nach Raubach.
Der Bauherr selbst ist schwach im Hintergrund an der Hausecke zu erkennen
Es handelt sich um den Baumeister Wilhelm Töbel – meinen Großvater.
Es gab nur die Dorfstraße und die Häuser waren durchnummeriert – hier Nr. 27.
Später wurde daraus die Steinstraße 2.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos aus den 1980er-Jahren